Stendaler Winckelmann-Forschungen

Herausgegeben von Max Kunze

Band 6

Jürgen Hodske, Mythologische Bildthemen in den Häusern Pompejis

(2007) 320 Seiten; mit 200 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 8 Farbtafeln und 200 Schwarz-Weiß-Tafeln mit mehr als 800 Abb.; 11 Tabellen auf CD-Rom; 20,5 x 26,5 cm; fester Einband; ISBN 3-938646-13-6; Subskriptionspreis bis 31. Dezember 2007: 65.00 €; ab 1.Januar 2008: 75.00 € online bestellen

Die Arbeit legt eine vollständige Dokumentation der heute noch nachweisbaren zentralen Mythenbilder der pompejanischen Wandmalerei vor, welche nicht nur die noch vorhandenen Originale einbezieht, sondern auch jene Bilder, die nur noch durch alte Fotografien und Zeichnungen oder Angaben in der Literatur bekannt sind. Damit liegt erstmals ein Kompendium vor, das die zentralen Mythenbilder in Form eines tabellarischen und beschreibenden Katalogs vollständig erfaßt und zusätzlich durch Fotos der Originale oder Nachbildungen aus der Zeit der Ausgrabungen in einem Tafelband illustriert. Als wichtigste Ergebnisse der Untersuchung lassen sich folgende Punkte festhalten: Alle Überlegungen zum Thema haben eine nachprüfbare Grundlage erhalten. Vom Dritten zum Vierten Stil hin ändern sich die thematischen Schwerpunkte und die Vielfalt der Bildthemen ist sehr groß. Es wird Wert gelegt auf das Erkennen des Mythos im Bild, in einigen Fällen wird der Mythos sogar kontinuierend vorgetragen. Während des Dritten Stils sind vor allem die mittelgroßen Häuser mit zentralen Mythenbildern dekoriert worden; ab claudisch-neronischer Zeit werden verstärkt die überdurchschnittlich großen Häuser entsprechend geschmückt, was möglicherweise mit einer Veränderung der sozialen Struktur zu erklären ist. Während des Vierten Stils kommen neue Bildthemen mit fast nackten Einzelpersonen und Liebespaaren auf, und die Vielfalt geht zurück. Die Abgebildeten werden sich ähnlicher und sind vielfach nur anhand der Attribute zu unterscheiden. Mehr als die Hälfte aller zentralen Mythenbilder finden sich in den triclinia, oeci und cubicula. Im Atriumbereich sind es vornehmlich die tablina, die am häufigsten entsprechend dekoriert worden sind, vor allem mit dem Bildthema Mars /Ares und Venus /Aphrodite. Beim Vergleich von Atrium- und Peristylbereich fällt auf, daß in der letzten Stilphase sich die Bilder in den triclinia am Peristyl und den cubicula im Atriumbereich verdoppelt haben. Die Repräsentation wurde somit ab claudisch-neronischer Zeit immer mehr in den hinteren Bereich des Hauses verlegt. Bei der Zusammenstellung von Mythenbildern erweisen sich häufig formale Entsprechungen als ausschlaggebend. Während des Dritten Stils ist das Bildspektrum der Bildzusammenstellungen breit gefächert. Vor allem werden mythologische Landschaften zusammengestellt. Während des Vierten Stils wird das Spektrum kleiner, und wenige Bildthemen werden immer wieder gegenübergestellt. Vor allem erotische Situationen werden miteinander kombiniert. In Pompeji und Herculaneum werden Darstellungen der namengebenden Schutzgötter bevorzugt, nämlich Venus/ Aphrodite und Hercules/Herakles. Die in Pompeji dominierenden Leitthemen und sinnlich-erotischen Darstellungen fehlen weitgehend in der Nachbarstadt. Während in Pompeji in claudischer Zeit ein Stilumbruch vom Dritten zum Vierten Stil stattfand, wurden in Herculaneum neben den neuen Stilcharakteristika des Vierten Stils Merkmale des Dritten Stils beibehalten, was zu einem eigenen Lokalstil in Herculaneum führte. 859 zentrale Mythenbilder werden in Form eines tabellarischen und beschreibenden Kataloges erfaßt und 654 davon durch Photographien der Originale oder Nachbildungen der zerstörten oder verschollenen Bilder in einem eigenen Tafelband übersichtlich vorgestellt. Gegenüber allen zuvor vorgestellten Katalogen ist der hier vorgelegte vollständig und beruht überdies auf einer kritischen Aufarbeitung der oft nicht korrekten Zuweisung der Bilder zu bestimmten Häusern. Der Tafelband bietet erstmals Abbildungen aller zentralen Mythenbilder, auch jener, die immer gern übersehen wurden, weil sie nicht so »gefällig« sind. Damit wird allen Archäologen, aber auch Kunsthistorikern mit diesem Bildband ein lang erwartetes Geschenk gemacht, das zu vielen neuen Forschungen, vor allem auf dem Gebiet der Ikonographie, anregen, ja sie erst möglich machen wird.