Peleus

Studien zur Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns
Herausgegeben von Reinhard Stupperich und Heinz A. Richter

Band 62

Joachim Franz, Rosmarie Günther und Reinhard Stupperich (Hrsg.)
„Ein Wald von Statuen“ Kolloquium zum 20jährigen Bestehen der Antikensaal-Galerie in Mannheim und zur Begründung der Kurpfälzer Abguss-Sammlung vor 300 Jahren,
300 Seiten, xx Abbildungen, Hardcover, gebunden, 37 Euro, ISBN 978-3-447-10302-2 , online bestellen

Das Kolloquium am 6. und 7. Mai 2011 im Mannheimer Schloß markierte ein doppeltes Jubiläum, das der Begründung der im 18. Jahrhundert berühmten Kurpfälzischen Abgußsammlung und das ihrer Wiederbegründung 1991durch Wolfgang Schiering als Antikensaal-Galerie im Westflügel des Schlosses. Damit war der „Mannheimer Antikensaal“ wieder – wenn auch nur teilrekonstruiert – verständlich als bedeutsames Monument der Geschichte der Stadt, zugleich aber auch der europäischen Geistesgeschichte der Aufklärung, mit dem gerade auch Vertreter der Weimarer Klassik eng verbunden waren. 1995 erschien in den gerade wiederbegründeten Mannheimer Geschichtsblättern des Altertumsvereins ein Katalog der neuen Antikensaal-Galerie von Schiering und Mitarbeitern, der hier im Anhang nachgedruckt ist.
Begründet hatte diese Sammlung der bedeutendsten Statuen in den Antikensammlungen Roms in der ansehnlichen und widerstandsfähigen Scagliola-Abgußtechnik der damalige Pfälzer Kurfürst Johann Wilhelm in Düsseldorf. Dort waren sie mit seiner berühmten Gemäldesammlung und anderen Kunstwerken in einem frühen Museumsbau ausgestellt. Nach dem Tode Johann Wilhelms 1716 wurden sie auf dem Dachboden des Mannheimer Schlosses verstaut, bis nach der Jahrhundertmitte der aufgeklärte junge Kurfürst Carl Theodor mit dem Sammlungsbestand in Mannheim und in Düsseldorf zugleich zwei Kunstakademien begründete. Die Antikenabformungen wurden umgewandelt zu einem Medium der Kunstausbildung, in Mannheim in der vom Hofkünstler Peter Anton von Verschaffelt geleiteten „Zeichnungsakademie“ im Quadrat F 6, das dafür als Anbau den – wie alle kurfürstlichen Sammlungen – öffentlich zugänglichen sog. Antikensaal bekam. Da ihn kurz nach der Eröffnung einige spätere Vertreter der Weimarer Klassik wie Herder und Goethe besuchten, wurde er schnell immer bekannter, so daß ihn auch eine Reihe weiterer Reisender und Reiseschriftsteller besuchten und kommentierten. Durch die Notlage der Revolutionskriege am Ende des Jahrhunderts verkam der Antikensaal immer mehr zu einer für die Besucher enttäuschenden „Rumpelkammer“ und wurde 1802 nach München in die dortige Kunstakademie gebracht. Im vorliegenden Konferenzband geht es zunächst um das Zustandekommen der antikebezogenen kurfürstlichen Sammlungen, danach werden einige der berühmten antiken Statuengruppen unter verschiedensten Aspekten besprochen. Einen Höhepunkt bildet dabei die Entschlüsselung der verworrenen, von Ovid beeinflussten Entstehungsgeschichte der Gruppe von Caunus und Byblis. Endlich gibt es mehrere Beiträge zur lokalen Nachwirkung der Statuen im Antikensaal und zur hinter den Sammlungen stehenden Mannheimer Kunst- und Wissenschaft-Konzeption im 18. Jahrhundert, von der erstaunlich umfassenden Rezeption durch den jungen Grafen Franz von Erbach bis zu den zahlreichen literarischen Zeugnissen für die Bedeutung des Mannheimer Antikensaales. Den Abschluss macht eine Würdigung von Wolfgang Schierings Leistung für seine Wiedererstehung in Mannheim, worauf der Nachdruck seines Katalogs der antiken Saal-Galerie folgt.