Peleus

Studien zur Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zypern
Herausgegeben von Reinhard Stupperich und Heinz A. Richter

Band 20

Robert Stupperich, Die griechisch-orthodoxe Kirche und ihr Verhältnis zu den Kirchen in Russland und in Mitteleuropa

(2003) Hardcover, 256 Seiten, über 70 Abbildungen, ISBN 978-3-941336-17-9, € 32,50

In diesem Band ausgewählter Schriften des Münsteraner Osteuropa- und Kirchenhistorikers sind Aufsätze und Vorträge sowie eine Reihe unpublizierter Papiere aus knapp 50 Jahren zur Geschichte und Eigenart der griechisch-orthodoxen Kirche zusammengestellt. So kann er zugleich als Einführung in das Verständnis der Orthodoxie dienen.
Zum einen werden die Erscheinungen des Lebens der orthodoxen Kirche dargestellt, so etwa die hohen Kirchenfeste, das orthodoxe Mysterienverständnis, das Mönchtum, besonders das Leben auf dem Heiligen Berg Athos, aber auch die Auswirkungen auf das praktische Leben. Bei der Betrachtung der Feier des Gottesdienstes geht es um die Liturgie und die Rolle des Priesters, die Struktur des Kirchenraums und die Ikonen.
Zum anderen wird in zahlreichen Beiträgen die Entwicklung der östlichen Kirche im Laufe ihrer Geschichte von Anbeginn bis heute dargestellt. Zentrale Probleme sind dabei immer wieder die Einheit der Kirche, die von der Frühzeit bis zur ökumenischen Bewegung des 20. Jh. verfolgt wird, und das Verhältnis von Staat und Kirche, das seit Konstantin dem Großen und Theodosius Sprengstoff enthält. Hier geht es von dessen Streit mit Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos über den Ikonoklasmus, den Bilderstreit des Frühmittelalters, und die Einwirkungen der byzantinischen Kaiser auf die Kirche bis zu den Bemühungen mancher Herrscher um die Einigung der Kirchen aber auch dem Verhältnis der Kirche zu den Staaten des Ostblocks und der Türkei.
Gerade das griechische Erbe in der russischen Orthodoxie und den lange Zeit sehr starken Einfluß des Ökumenischen Patriarchats in Konstantinopel auf Rußland verfolgt der Autor in den verschiedenen Phasen vom Beginn der Missionierung um die Jahrtausendwende über ein Jahrtausend hinweg bis heute. Durch diesen Aspekt erfährt gerade das Spannungsverhältnis zur katholischen Kirche immer wieder unterschiedliche Beleuchtung. Schon immer legte der Autor einen besonderes Akzent auf die Beziehungen zwischen Orthodoxie und westlichen Kirchen. Der Weg führte vom Streit zwischen Patriarch und Papst, der das Schisma von 1054 heraufbeschwor, über die Unionsversuche, etwa beim Konzil von Florenz kurz vor dem Fall Konstantinopels, und die Einigungsbemühungen der Reformatoren um Philipp Melanchthon in Wittenberg und Martin Crusius in Tübingen durch briefliche Kontakte mit dem Ökumenischen Patriarchen über die Reformbestrebungen des Patriarchen Kyrillos Loukaris im 17. Jh. bis hin zu den direkten ökumenischen Verhandlungen mit Katholiken und Protestanten im 20. Jh. So nehmen die Erinnerungen an die Besuche beim Patriarchen Athenagoras in Konstantinopel, der diese Gespräche sehr intensiviert hatte, und die Aufnahme der Gespräche mit der Evangelischen Kirche in Deutschland hier einen besonderen Platz ein.