Allgemeines Programm

des Verlags Franz Philipp Rutzen

CYRIACUS Studien zur Rezeption der Antike Band 9

Michael ChatzidakisCIRIACO D'ANCONA UND DIE ENTDECKUNG GRIECHENLANDS IM 15. JH.

Etwa 400 Seiten mit über 400 s/w-Abbildungen, 16 Farbtafeln, Format 21 Å~ 30 cm, Klappenbroschur, ca. 80,oo €, ISBN 978-3-447-10516-3 online bestellen

Die antiquarische, frühwissenschaftliche Auseinandersetzung mit griechischen Altertümern im 15. Jh. ist aufs Engste mit der Person Ciriacos d’ Ancona (1391 – 1452) verknüpft. Von Haus aus Kaufmann, nutzte Ciriaco geschickt seine Profession, um ein ausgewogenes Verhältnis gegenüber allen Parteien und Religionen zu unterhalten. Sein durch unermüdliche Forschungen und Anerkennung seiner humanistischen Freunde verstärkter Ruhm als ausgewiesener Kenner fremder Kulturen wie auch seine wichtige Rolle als zuverlässiger Informant über die diplomatischen Affären im östlichen Mittelmeergebiet stellten für Ciriaco die Eintrittskarte zu den Höfen Italiens dar und ermöglichten es ihm, seinem antiquarischen Antrieb ungehindert nachzugehen.
Ciriaco machte es sich im Laufe seines rastlosen Wanderlebens zur Aufgabe, das östliche Mittelmeergebiet in allen Himmelsrichtungen zu erkunden, um möglichst viele erhaltene Bauten und Denkmäler der antiken Welt zu besichtigen und sie möglichst vollständig zu erschließen. Die Forschungsergebnisse seiner Expeditionen fanden in schriftlicher und bildlicher Form Eingang in seine unter dem Titel „Commentaria“ subsumierten Reisetagebücher, die unglücklicherweise nur in Fragmenten auf uns gekommen sind.
Trotz der bruchstückhaften Materialüberlieferung haben die vorliegenden Untersuchungen deutlich genug die frappierende Modernität von Ciriacos methodischem Zugriff aufgezeigt. Mit seinen weitgefächerten Interessen, mit seiner Begeisterung sowohl für das antike Bauwesen und die topographischen Studien, die Reliefkunde, die Statuarik und die Epigraphik, die Münz- und Gemmenkunde, wie auch für die antike Mythographie avancierte Ciriaco zu einem der wichtigsten
Antiquare seiner Zeit und nahm Methoden moderner archäologischer Disziplinen vorweg. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass der Umgang mit der Antike, verglichen zumindest mit dem auf wissenschaftlicher Ebene emotional eher distanzierten Verhältnis eines heutigen Archäologen zu seinem Fund, zu Ciriacos Zeiten ein von Hemmungen jeglicher Art befreiter und verlebendigender gewesen war. Die Analysen seiner Musen-Nymphen- Apoll-, Merkur-, Homer-, Aristoteles- und Kymodoke-Zeichnungen haben unter diesem Aspekt die vielleicht faszinierendste und bisher in der Forschung unbeachtet gebliebene Facette von Ciriacos Persönlichkeit offenbart: seinen schöpferisch-poetischen Umgang mit den antiken Formen.
Über die Praxis des wissenschaftlich anmutenden Dokumentierens hinaus, die Ciriaco in seinen zahlreichen Nachzeichnungen nach antiken Monumenten konsequent praktizierte, fühlte er nicht selten auch das Bedürfnis den durch die graphische Dokumentation wiedergewonnenen antiken Sachverhalt in die eigene Lebenswirklichkeit fortzuführen, und zwar in Form von durch die Fantasie getränkten Neuschöpfungen mit stark autobiographischen bzw. existentiell- anthropologischen und zum Teil transzendenten bzw. übersinnlichen Zügen.
Der Katalog unternimmt darüber hinaus zum ersten Mal den Versuch, die von Ciriaco d’Ancona im 15. Jahrhundert dokumentierten antiken Denkmäler Griechenlands möglichst komplett zu erfassen. Die Dokumentation wird durch zahlreiche vor Ort gemachte Bildaufnahmen von den noch erhaltenen Denkmälern ergänzt.